Ausbildungsbetriebe nach Studiengängen

Duale Studiengänge in Deutschland: Perfekte Verbindung von Theorie und Praxis

Das duale Studium erfreut sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Mit einer Kombination aus akademischer Bildung und praktischer Berufserfahrung bietet es eine attraktive Alternative zum klassischen Hochschulstudium. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, die beliebtesten Studiengänge und die Vorteile für Studierende und Unternehmen.

Aktuelle Entwicklung des dualen Studiums in Deutschland

Die Zahlen sprechen für sich: Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) waren zum Stichtag 28. Februar 2022 insgesamt 1.749 duale Studiengänge mit 120.517 Studierenden erfasst. Im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2019 bedeutet dies einen Zuwachs von 5,2 Prozent bei den Studiengängen und sogar 10,9 Prozent bei den Studierenden. Die neuesten Daten aus dem Wintersemester 2023/24 zeigen sogar einen weiteren Anstieg auf 141.733 dual Studierende in Deutschland.

Diese positive Entwicklung setzt sich seit Jahren fort. Seit 2004 hat sich die Zahl dualer Studiengänge mehr als verdreifacht – von damals 512 auf die heutigen 1.749 Angebote. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Studierenden von 40.982 auf über 120.000.

Auch die Anzahl der kooperierenden Unternehmen wächst stetig. Während 2004 noch 18.168 Unternehmen Ausbildungsplätze für ein duales Studium anboten, wurden 2022 bereits 56.852 kooperierende Unternehmen bzw. Standorte gemeldet.

Die beliebtesten dualen Studiengänge in Deutschland

Die Verteilung der dualen Studienangebote auf verschiedene Fachbereiche zeigt klare Schwerpunkte:

  1. BWL, Finanzen & Management (48% der Studienangebote)
  2. Ingenieurwesen & Technik (39% der Studienangebote)
  3. Informatik & IT (7% der Studienangebote)
  4. Gesundheitswissenschaften (3% der Studienangebote)
  5. Soziale Arbeit (3% der Studienangebote)

Innerhalb dieser Fachbereiche sind die folgenden spezifischen Studiengänge besonders beliebt:

  1. BWL/Betriebswirtschaft – der Klassiker unter den dualen Studiengängen
  2. Maschinenbau – besonders gefragt in der Industrie
  3. Wirtschaftsinformatik – verbindet IT-Kenntnisse mit Wirtschaftswissen
  4. Elektrotechnik – wichtig für die Digitalisierung und Energiewende
  5. Informatik – mit hervorragenden Karriereperspektiven

Bei den Berufsabschlüssen, die mit einem dualen Studium kombiniert werden können, überwiegen nach wie vor Berufe aus der Elektro- und Informationstechnik, aus Büro und Verwaltung sowie aus der Installations- und Metallbautechnik. Die am häufigsten kombinierbaren Ausbildungsberufe sind Industriemechaniker/-in, Mechatroniker/-in, Fachinformatiker/-in, Industriekaufmann/-frau, Elektroniker/-in, Kaufmann/-frau für Büromanagement sowie Bankkaufmann/-frau.

Regionale Verteilung dualer Studiengänge

Die Bundesländer mit den meisten Bildungsanbietern und Unternehmen mit dualem Studienangebot sind:

  1. Baden-Württemberg (21% Hochschulen, 31% Unternehmen)
  2. Nordrhein-Westfalen (26% Hochschulen, 25% Unternehmen)
  3. Bayern (20% Hochschulen, 21% Unternehmen)

Diese drei Bundesländer dominieren das Angebot an dualen Studienmöglichkeiten, während Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland die geringste Dichte an dualen Studienangeboten aufweisen.

Hochschularten im dualen Studium

Die meisten Anbieter dualer Studiengänge sind Fachhochschulen, die etwa 64% der Bildungsanbieter ausmachen. Bei 23% handelt es sich um Akademien, während Universitäten (7%) und duale Hochschulen (6%) nur einen vergleichsweise kleinen Teil der dualen Studienanbieter darstellen.

Aktuell sind 89,7% der dual Studierenden an einer Fachhochschule oder Hochschule für angewandte Wissenschaften eingeschrieben, 8,6% an einer Berufsakademie und nur 1,7% an einer Universität.

Bemerkenswert ist auch die zunehmende Bedeutung privater Hochschulen im dualen Studium. Während 2022 noch 58,2% der dual Studierenden an einer staatlichen Hochschule eingeschrieben waren, sank dieser Anteil im Vergleich zu 2019 um rund 5%, während der Anteil privater Hochschulen von 35,4% auf 41% stieg.

Vorteile des dualen Studiums für Studierende

Das duale Studium bietet zahlreiche Vorteile für Studierende:

  1. Praxiserfahrung: Durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis sammeln Studierende bereits während des Studiums wertvolle Berufserfahrung.
  2. Vergütung: Im Gegensatz zu regulären Studierenden erhalten dual Studierende in der Regel eine monatliche Vergütung vom Ausbildungsbetrieb.
  3. Übernahmechancen: Die Übernahmequote nach einem dualen Studium ist sehr hoch, da Unternehmen in die Ausbildung investiert haben und qualifizierte Fachkräfte halten möchten.
  4. Kürzere Studienzeit: Durch die effiziente Gestaltung und den Wegfall von Semesterferien (stattdessen gibt es regulären Urlaub) ist die effektive Studiendauer oft kürzer als bei einem klassischen Studium.
  5. Finanzielle Unabhängigkeit: Durch die Vergütung können Studierende bereits während des Studiums finanziell unabhängig sein.

Vorteile für Ausbildungsbetriebe

Auch für Unternehmen bietet das duale Studium zahlreiche Vorteile:

  1. Frühzeitige Bindung von Fachkräften: Unternehmen können frühzeitig qualifizierte Nachwuchskräfte an sich binden.
  2. Passgenaue Qualifikation: Die Ausbildung kann gezielt auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten werden.
  3. Hohe Motivation: Dual Studierende zeigen in der Regel eine hohe Motivation und Leistungsbereitschaft.
  4. Geringere Einarbeitungszeit: Nach dem Studium kennen die Absolventen bereits das Unternehmen und können schnell produktiv eingesetzt werden.
  5. Wissenstransfer: Studierende bringen aktuelles Hochschulwissen direkt ins Unternehmen.

Studienmodelle im dualen Studium

Im dualen Studium haben sich verschiedene Modelle etabliert:

  1. Ausbildungsintegrierendes duales Studium: Kombination aus Hochschulstudium und klassischer Berufsausbildung mit Abschluss in beiden Bereichen. Dieses Modell verliert allerdings an Bedeutung – 2022 absolvierten nur noch 21,4% der dual Studierenden dieses Format, während es 2016 noch ein Drittel war.
  2. Praxisintegrierendes duales Studium: Intensive Praxisphasen im Unternehmen ohne zusätzlichen Berufsabschluss. Dieses Format wird immer beliebter und wird inzwischen von rund drei Vierteln der dual Studierenden gewählt.
  3. Berufsintegrierendes duales Studium: Für bereits Berufstätige, die parallel zum Job studieren möchten.

Demografische Merkmale dual Studierender

Dual Studierende unterscheiden sich demografisch von regulären Studierenden:

  • Das Durchschnittsalter dual Studierender lag 2022 bei 22,6 Jahren und damit rund 2,5 Jahre unter dem Durchschnitt aller Studierenden in Deutschland.
  • 95,4% der dual Studierenden sind in einem Bachelorstudiengang eingeschrieben, der Master spielt im dualen Studium bisher eine untergeordnete Rolle.
  • Die Geschlechterverteilung ist mit 52,8% männlichen Studierenden leicht unausgeglichen.

Zukunftsperspektiven des dualen Studiums

Die Zukunftsaussichten für das duale Studium in Deutschland sind vielversprechend. Die kontinuierlich steigenden Zahlen bei Studierenden und Studiengängen sowie das wachsende Interesse von Unternehmen deuten auf eine weitere positive Entwicklung hin.

Laut Sigrun Nickel, Leiterin für Hochschulforschung beim CHE, übersteigt die Nachfrage nach einem dualen Studienplatz das Angebot „schon lange“. Sie empfiehlt: „Hier sollten Hochschulen gemeinsam mit der Berufspraxis noch mehr Angebote machen, und zwar gerade auch mit Blick auf den bestehenden Fachkräftemangel“.

Fazit: Duale Studiengänge als Erfolgsmodell

Das duale Studium hat sich in Deutschland als erfolgreiches Bildungsmodell etabliert, das die Vorteile einer akademischen Ausbildung mit praktischer Berufserfahrung verbindet. Mit steigenden Studierendenzahlen, einer wachsenden Anzahl an Studiengängen und zunehmender Beteiligung von Unternehmen bietet es eine attraktive Alternative zum klassischen Hochschulstudium.

Für Unternehmen, die nach qualifizierten Fachkräften suchen, bietet die Beteiligung am dualen Studium eine hervorragende Möglichkeit, frühzeitig Nachwuchskräfte zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden. Die Investition in dual Studierende zahlt sich durch motivierte, praxisnah ausgebildete Absolventen aus, die das Unternehmen bereits kennen und schnell produktiv eingesetzt werden können.

Die Ausbildungsbetriebe nach dualen Studiengängen zu strukturieren, ermöglicht eine gezielte Nachwuchsförderung in den für das Unternehmen relevanten Fachbereichen und trägt zur langfristigen Sicherung des Fachkräftebedarfs bei.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welcher duale Studiengang ist am beliebtesten?
BWL/Betriebswirtschaft ist der beliebteste duale Studiengang in Deutschland, gefolgt von Maschinenbau und Wirtschaftsinformatik.

In welchem Bundesland gibt es die meisten dualen Studiengänge?
Baden-Württemberg führt mit den meisten Unternehmen (31%), die duale Studiengänge anbieten, während Nordrhein-Westfalen die meisten Hochschulen (26%) mit dualen Studienangeboten hat.

Wie hoch ist die Vergütung im dualen Studium?
Die Vergütung variiert je nach Branche, Unternehmensgröße und Studiengang, liegt aber typischerweise zwischen 800 und 1.600 Euro brutto pro Monat.

Wie sind die Übernahmechancen nach einem dualen Studium?
Die Übernahmequote nach einem dualen Studium ist sehr hoch und liegt bei vielen Unternehmen bei über 80%.

Kann man auch ohne Abitur dual studieren?
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen ist ein duales Studium auch ohne Abitur möglich, beispielsweise mit Fachhochschulreife oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung mit mehrjähriger Berufserfahrung.

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